Potsdam – Die Verbände im ländlichen Raum haben unter Federführung des Landesjagdverbandes Brandenburg nunmehr auch ein landesspezifisches Informationsportal zur Initiative „Wolf bleibt Wolf – Verantwortung für Mensch, Tier und Natur!“ freigeschaltet. Anlässlich der heute letzten Sitzung des Agrar- und Umweltausschusses in dieser Legislaturperiode appellieren die Verbände, dass sich der künftige Ausschuss ernsthafter mit dem Thema Wolf auseinandersetzt. „Die vergangenen fünf Jahre waren zwar durch ein Steigen des Problembewusstseins geprägt, jedoch nicht mit einer Zunahme der dringend notwendigen Problemlösungskompetenz im politischen Raum“, sagt Dr. Dirk-Henner Wellershoff, Präsident des Landesjagdverbandes und Vorstand im Forum Natur. Dieser Zustand müsse sich in der kommenden Legislaturperiode ändern, wenn man die Akzeptanz für den Wolf in der Brandenburger Bevölkerung erhalten wolle.
Es sei zwischenzeitlich unverkennbar, dass das Thema Wolf die Wahlentscheidung vieler Menschen in den ländlichen Räumen beeinflusse. „Es muss der Politik klar sein, dass weite Teile der Bevölkerung den Eindruck gewinnen, dass sie mit der Rückkehr dieses Raubtieres gänzlich im Stich gelassen werden“, sagt Wellershoff. Es reiche dabei nicht aus, dass man unter der Worthülse „Wolfsmanagement“ ausschließlich versuche, die Konflikte unter Menschen zu managen. Vielmehr sei für Brandenburg längst der Zustand erreicht, in ein aktives Bestandsmanagement des Wolfes einzusteigen. Zum Vergleich: Im flächenmäßig elf Mal größeren Finnland ist ein Wolfsbestand von rund 200 Tieren akzeptiert. In Brandenburg leben bereits mehr als doppelt so viele Wölfe, aber an eine Regulierung der Bestände denkt auch weiterhin keiner in der Politik. Indes steigen die Konflikte täglich an. Das Ignorieren dieses Zustandes würde von den Menschen zwischenzeitlich exemplarisch für ein Aufgeben des ländlichen Raumes wahrgenommen und erkläre die Spreizung in den Wahlergebnissen zwischen Land und Stadt.
„Schluss mit der Augenwischerei, in der nächsten Legislatur des brandenburgischen Landtages muss der Wolf in das brandenburgische Jagdrecht aufgenommen werden und der weitgehend überarbeitete Wolfsmanagementplan mit seiner Komponente des aktiven Bestandsmanagements Anwendung finden“, sagt Wellershoff. Die Verbände im ländlichen Raum werden das Thema Wolf daher zu einem der Schwerpunktthemen für die kommenden Wochen und Monate machen. „Wir haben heute dem Vorbild der Bundeskampagne folgend, eine Informationsseite zum Wolf mit landesspezifischem Bezug freigeschaltet“, sagt Wellershoff. In den kommenden Wochen werde es nun darum gehen, mit sachlicher und realistischer Information, dem politischen Raum sowie der Öffentlichkeit das nötige Hintergrundwissen an die Hand zu geben. Die Akzeptanz für den Wolf sei langfristig nur durch ein aktives Bestandsmanagement zu erhalten.
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Schematische Übersicht über die derzeitige Lage der fünf Wolfspopulationen in Europa. Der in den nordostdeutschen Ländern zwischenzeitlich etablierte Bestand an Wölfen gehört der baltisch-osteuropäischen-Wolfspopulation an, während die Wölfe, die sich in den südlichen Ländern wie Bayern und BadenWürttemberg etabliert haben, vermutlich schwerpunktmäßig der abruzzo-alpinen sowie (falls eine solche tatsächlich separat existiert) der balkanisch-dinarischen Population entstammen. Es ist abzusehen und erwünscht, dass eine Verschmelzung der baltisch-osteuropäischen mit der abruzzo-alpinen Population über eine weitere Besiedlung Süddeutschlands durch den Wolf erfolgen wird.
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Schweden
Der Wolf wird in Anhang IV FFH-RL geführt. Der Bestand wird über ein intensiv durchgeführtes Monitoring ermittelt. Zur Abwendung von Schäden u.a. an Nutztieren werden sogenannte Schutzjagden durchgeführt. Darüber hinaus gibt es eine quotenbasierte Lizenzjagd. Die EU-Kommission hegt Zweifel an der Vereinbarkeit mit den europäischen Vorgaben hinsichtlich der Lizenzjagd. Das von der EU-Kommission eingeleitete Vertragsverletzungsverfahren ruht seit einigen Jahren.
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Finnland
In Finnland sind die Teilpopulationen innerhalb des Rentierareals im Sinne von § 2 des finnischen Gesetzes vom 14.09.1990 über die Rentierhaltung in Anhang V der FFH-RL gelistet, ansonsten in Anhang IV. Seit 2014 wird eine Quotenjagd auch in Gebieten, in denen der Wolf in Anhang IV gelistet ist, durchgeführt. Die EUKommission beobachtet die Entwicklung in Finnland.
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Polen
Der Wolf ist in Polen im Anhang V der FFH-RL gelistet, gleichzeitig aber durch das polnische Naturschutzrecht streng geschützt. Die Entnahme ist im Einzelfall z.B. bei Gefährdung des Menschen möglich. Seit 2013 wurde kein Wolf – außer Wolfshybriden – offiziell entnommen.
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Estland, Lettland, Litauen
In Estland, Lettland, Litauen wird der Wolf im Anhang V und als jagdbare Art geführt. In Estland und Lettland werden jährliche
Quoten anhand von Populationsgrößenschätzungen festgelegt. In Litauen ist die Jagd offiziell auf „problematische” Individuen begrenzt.
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Slowakei
In der Slowakei ist der Wolf dem Anhang V zugeordnet und unterliegt dem Jagdrecht. Zwischen Polen und der Slowakei wurde ein 23 Kilometer breiter Korridor eingerichtet, in dem die Wolfsjagd nicht gestattet ist.
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Spanien
In Spanien lebt die größte Wolfspopulation nördlich des Duero-Flusses. Diese Teilpopulation ist Anhang V der FFH-RL zugeordnet und wird bejagt. Südlich des Flusses ist der Wolf in Anhang IV gelistet.
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Frankreich
In Frankreich erfolgt eine Abschätzung von Größe und Wachstumsrate der in Anhang IV gelisteten Population. Der Erhaltungszustand wird als günstig angesehen. Auf dieser Basis werden Quotenberechnungen und die Freigabe von Abschüssen in Hot Spots durchgeführt. Dieses Vorgehen wird von der EU-Kommission beobachtet.
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Herzog, S. (2017): Die Populationen des Wolfes (Canis lupus) in Europa: Herleitung eines operationalen Konzeptes für das Management. Expertise. https://tu-dresden.de/bu/umwelt/forst/wb/wildoekologie/ressourcen/datei
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